Manchmal ist es wie in einem schlechten Film: Du willst einfach deine Ruhe haben, schon kommt jemand um die Ecke und sagt dir, was du noch alles zu tun hast. Dies, jenes, da hast du noch etwas vergessen, hier noch ein Termin. Und schon ist er da: DER STRESS. Ein ständiger Begleiter des Menschen. Doch dabei ist er gar nicht so schlecht, wie sein Ruf es uns oft Glauben macht!
Stress ist im Grunde nichts Schlechtes
Wenn es den Stress nicht gäbe, würde der Mensch im Beispiel vom bissigen Hund, vor dem man wegrennen sollte, vermutlich gebissen werden. Denn ohne diesen Zustand würde die Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Cortisol fehlen, die beide von den Nebennieren freigesetzt werden. Das Adrenalin bewirkt eine Steigerung von Herzfrequenz, Blutdruck und Energiebereitstellung – also der perfekte Stoff um dich schneller vor dem Hund wegrennen zu lassen. Das Cortisol unterstützt damit, da es eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stoffwechsel, Immunfunktion und der Reaktion auf Stress spielt. Es hilft dir, Energie bereitzustellen, steigert den Blutzuckerspiegel und unterdrückt nicht unmittelbar notwendige Körperfunktionen. Das ist gut so und genau richtig bei der Flucht vorm Hund. Oder möchtest du dich beim Wegrennen zum Beispiel auf den knurrenden Magen konzentrieren?
Es stellen sich allerdings folgende Fragen:
- Welche Ursachen hat Stress?
- Wie kann ich ihn regulieren?
- Was gibt es für Stressfaktoren?
- Wie kann ich diesen Zustand nutzen?
- Gibt es Vorteile von moderatem Stress?
- Macht übermäßiger Stress wirklich krank?
Ursachen und deren Auswirkungen

Was den einen Menschen stresst, kann einem anderen überhaupt nichts anhaben. Stressempfinden ist sehr unterschiedlich und individuell ausgeprägt. Zum Beispiel könnte eine Arbeitsaufgabe lauten: Erstellen Sie eine wichtige Präsentation zu einem Projekt.
Der erfahrene Mitarbeiter geht recht gelassen an die Aufgabe heran, da er so etwas schon oft gemacht hat, während ein neuer Kollege im gedanklichen Chaos versinkt und unter hohem Stress steht. Schließlich will er nichts falsch machen – seine Unsicherheit sorgt dabei für Stress.
Arbeitsplatz
Hier kann Stress entstehen durch hohe Arbeitsbelastung, Zeitdruck, eventueller Unsicherheit bezüglich des oder Konflikten am Arbeitsplatz. Dieser Stress kann beispielsweise zu Kopfschmerzen, Magenproblemen oder anderen körperlichen Beschwerden führen. Auch Schlafprobleme und ein erhöhtes Krankheitsrisiko können die Folge sein. Solche Belastungen können dann wiederrum zu verminderter Produktivität aufgrund von fehlender Konzentration oder Unachtsamkeit führen. Ein weiterer Effekt kann sein, dass gestresste Mitarbeiter häufiger auf Arbeit fehlen oder gar den Job wechseln.
Persönliches Leben
Beziehungsschwierigkeiten, Familienprobleme, finanzielle Sorgen – das alles kann im Privaten zu Stress führen. Wenn die emotionale Belastung eines Menschen zunimmt, kann das zu Spannungen und Konflikten in seinen Beziehungen führen. Man ist nicht mehr so aufmerksam, leicht reizbar, frustriert. Die Wahrscheinlichkeit emotionaler Ausbrüche ist gesteigert und gefährdet damit das Zusammenleben. Manche Menschen ziehen sich unter Stress zurück, was zu sozialer Isolation führen kann.
Änderungen und Unsicherheit
Manche Personen reagieren sehr empfindlich auf unerwartete Ereignisse. Auch Umzüge oder Veränderungen im Lebensstil sorgen bei ihnen für Stress. Nicht selten mündet das in Gedankengängen über eine unsichere Zukunft. Dadurch können Ängste und Sorgen entstehen, die sich fest im Denken der Person verankern. Auch können Veränderungen im Leben einer Person Frustration, Verwirrung oder gar Stimmungsschwankungen hervorrufen. Ein ständiges Gefühl der Anspannung aufgrund von Unsicherheiten versetzt den Menschen dann in Unruhe.
Technologischer Stress
Wer kennt das in der heutigen Zeit nicht? Man sollte am besten ständig erreichbar sein und immer auf dem aktuellen Stand. Die Informationsflut aus jeglichen Kanälen erdrückt uns regelrecht. Die Kunst des Filterns der eingehenden Information ist enorm wichtig, da der Kopf sich ansonsten mit immer mehr unnützen Wissen füllt.
Auf einen Blick
Häufige Effekte durch zu starken Stress können sein:
- Erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten
- Kopfschmerzen und Magenprobleme
- Schlafstörungen und Müdigkeit
- Angstzustände und Depressionen
- Reizbarkeit, Nervosität und emotionale Instabilität
- Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
- Verminderte Lebensfreude und Interessenverlust
- Rückzug aus sozialen Aktivitäten
Die Stressreaktionen können von Mensch zu Mensch individuell variieren! Nicht jeder Mensch erlebt alle genannten Effekte in gleichem Ausmaß. Allerdings kann langfristiger, hoher Stress ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen und das Leben eines Einzelnen massiv beeinträchtigen.
Daher ist es sehr wichtig, sich mit dem Thema Stress auseinander zu setzen, diesen Zustand zu verstehen und ihn letztendlich zu Nutzen verstehen.
Stress regulieren
Wenn du dein Stresslevel niedrig halten möchtest, dann ist ein sehr wichtiger Begriff die Achtsamkeit. Diese kann dir helfen, im gegenwärtigen Moment zu bleiben und dadurch zu einer inneren Ruhe zu gelangen.
Hattest du doch mal einen stressigen Tag, dann ist Sport ein effektiver Weg, um lockerer und entspannter zu werden. Das ist genauso wichtig wie ausreichender Schlaf und regelmäßige Erholungsphasen.
Weiterhin darfst du auf jeden Fall auch mal „Nein“ sagen, wenn dich eine Aufgabe zu übermannen droht. Damit setzt du klare Grenzen, um Überlastung zu vermeiden. Es ist sehr wichtig, sich Zeit für sich selbst einzuräumen, in der man Dinge tut, die einen eben nicht stressen.
Falls du oft unter Zeitdruck und dadurch in Stress geraten solltest, arbeite an deinem Zeitmanagement. Setze realistische Ziele, priorisiere Aufgaben und plane Pausen ein. Struktur im Leben ist ein gutes Mittel, stressigen Situationen vorzubeugen.
Wenn dich mal wieder alles überfordern sollte, such dir Personen deines Vertrauens und sprich mit ihnen über deine Situation – soziale Unterstützung kann eine wichtige Rolle bei der Stressbewältigung spielen.
Nicht zuletzt helfen dir positive Denkmuster beim Umgang mit Stress. Versuche, negative Gedanken in positive, konstruktive Ansätze umzuwandeln.
Stressfaktoren
Stressauslöser – auch Stressoren genannt – nehmen Menschen unterschiedlich war. Das heißt den einen stresst das Lernen für die Klausur am nächsten Tag, während dies einen anderen vollkommen kalt lässt.
Hier wollen wir auf 4 Stressoren eingehen:
- Äußere Stressoren: Das sind zum Beispiel Lärm, Klima, Sorgen, Wartezeiten, Kritik.
- Innere Stressoren: Zum Beispiel unerfüllte Sehnsüchte, geringe Belastbarkeit, zu hohe Ansprüche. (Sie liegen meist in der Erziehung der Person begründet)
- Psychisch-mentale Stressoren: Das können Über- oder Unterforderung, unklar definierte Ziele, Zeit- oder Konkurrenzdruck sein.
- Soziale Stressoren: Beispielsweise Mobbing, negatives Arbeitsklima, belastente Arbeitszeiten fallen in den Bereich der sozialen Stressoren.
Beim Thema Stress stellt sich nun die äußerst spannende Frage: IST DAS ALLES NUR NEGATIV? Ganz und gar nicht! Denn ohne Stress würden wir schwer ins Tun kommen. Daher lässt sich Stress auch nutzen.
Stress mich bitte!
Durch stressige Aufgaben wird das Selbstbewusstsein gestärkt. Genau: wer in Stresssituationen einen kühlen Kopf bewahrt, kann daran wachsen und festigt seine Skills. Beim nächsten Mal in ähnlicher Situation geht es dann schon nicht mehr so stressig zu…
Außerdem entwickelt man durch die Bewältigung von stressigen Situationen oft neue Fähigkeiten und lernt, mit Veränderungen umzugehen.
Stress in moderaten Mengen kann sogar dabei helfen, die Aufmerksamkeit und Wachsamkeit zu erhöhen. In Summe wird der Einzelne dadurch also leistungsfähiger. Weiterhin kann Stress auch als Treibstoff wirken und Menschen dazu motivieren, ihre Ziele zu erreichen. Der aufgebaute Druck lässt uns mitunter härter an einer Aufgabe arbeiten und konzentrierter nach Lösungen suchen.
Wie das Beispiel des bissigen Hundes, vor dem man fliehen sollte, zeigt, ist Stress sogar Teil unseres natürlichen Überlebensinstinktes und ermöglicht uns in bestimmten Situationen schnelle Entscheidungen und Handlungen.
Auch kann uns diese Anspannung dazu anregen, über uns selbst nachzudenken und Veränderungen einzuleiten. Beispielsweise können Menschen unter ständig wachsendem Druck sogar damit anfangen, ihre Lebensgewohnheiten zu ändern. Der Auslöser dafür? Stress!
Ein weiterer Vorteil von moderatem Stress findet sich im FLOW-Erleben wieder. In diesem Zustand sind wir genau richtig ausgelastet – in einer Passung zwischen Herausforderung und Fähigkeiten. Hier spüren wir den Stress als solchen gar nicht.
Alles in allem
Stress hat also viele Gesichter und verschiedene Aufgaben. Wichtig im Umgang mit Stress ist immer das Maß. Er darf nicht zu groß werden und nicht dauerhaft stattfinden. Denn genau das kann durchaus krank machen.
Chronischer Stress kann schwerwiegende Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit haben. Daher ist es ratsam, Stressmanagement-Techniken zu erlernen und anzuwenden, um negative Auswirkungen zu minimieren und Vorteile von Stress zu maximieren.
Denn dann wird aus einem „Stress mich nicht!“ schnell ein: „Bitte, stress mich!“